Schutzbau Kapelle Burg Sterrenberg

Vergabeverfahren mit Ideenskizzen

 

Ort und Aufgabenstellung
Die Burg Sterrenberg am Wallfahrtsort Kamp-Bornhofen am Rhein bildet zusammen mit ihrer Schwesterburg Liebenstein das sagenumwobene Burgensemble „feindliche Brüder“. Die nordöstlich gelegene Burg Sterrenberg ist seit dem 16. Jahrhundert unbewohnt und verfallen. Die heutige Anlage ist geprägt durch den weithin sichtbaren, wiederaufgebauten Bergfried und die mächtigen Burgmauern. Die Burganlage ist frei zugänglich und wird heute gastronomisch und für Events genutzt. Für die im Zuge von Mauersanierungsarbeiten freigelegte Burgkapelle soll ein Schutzbau im Einklang mit dem Erscheinungsbild der gesamten Burganlage mit möglichst geringen Eingriffen in den Bestand errichtet werden.

Entwurfs- und Materialkonzept
Das hier vorgeschlagene Entwurfskonzept sieht einen einfachen Kubus aus Holzlamellen vor, der dem Raum den notwendigen Witterungsschutz gibt, für eine freie Belüftung sorgt und ein spannendes Licht- und Schattenspiel entwirft. An diffusen Tagen und in der Dunkelheit sorgen acht Strahler für die notwendige Ausleuchtung der Kapellenruine. Besucher betreten den Kappellenraum von der Nordwestseite. Ein vom Tragwerk abgehängter Gitterroststeg bildet die Aufenthaltsfläche im Inneren. Von hier aus kann man sich den Altarbereich und die freigelegte Unterkellerung anschauen. Aus der Fernsicht von der Südwestseite fügt sich der durchlässige Kubus unaufgeregt und zurückhaltend in die mächtigen, abgestuften Burgmauern ein und bildet eine weitere Abstufung, die abends von innen leuchtet.

Konstruktion
Das filigrane Fachwerktragwerk aus geschweißten Quadratrohrprofilen liegt auf sechs in den Felsboden eingespannten schlanken Stahlstützen, die Dachschale wird durch eine Brettschicht-Holzstapeldecke gebildet. Die Außenhülle besteht aus horizontal angeordneten Holzlammelen, die den klaren Kubus abbilden, der sich nur entlang der ausgerundeten Apsis an die vorgegebene Geometrie anpasst. Entlang der Zufahrt und Anlieferung in den Burghof bildet ein Sockel aus Betonfertigteilen den unteren äußeren Abschluss, schützt die Fassade und lädt zum Sitzen ein. Die Dachfläche wird extensiv begrünt, nicht nur um Regenwasser zurückzuhalten, sondern auch um den Blick von oben nicht zu stören. Die Entwässerung erfolgt durch zwei schlanke Quadrat-Fallrohre in der Fassadenebene mit Anschluss an die vorhandenen Entwässerungsleitungen. Als Schutz vor Kleintieren und Schlagregen wird innenseitig ein unsichtbares Laminar Gitter vorgeschlagen.

Neu und Alt – Schützen und Zeigen
Die neu hinzugefügte Schutzkonstruktion bleibt als neuzeitliche Konstruktion ablesbar, ihre filigrane Beschaffenheit bildet sogar einen Gegensatz zur mächtigen und massiven Burgruine. Trotzdem ergänzen sich durch die farbliche Anpassung und durch den Einsatz natürlicher Baumaterialien Neu und Alt und bilden eine harmonische Einheit.

Studie 2023, 2. Platz
mit Jakob Naujack, M. Sc. Architektur

Grundriss

Schnitt A-A

Lageplan

Schnitt B-B

Ansicht Nordost

Weitere Projekte aus dem Bereich Denkmalpflege | Kultur